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Qigong

1. Was ist mir dabei allgemein wichtig:

Eine Therapie, die auf den gesamten Organismus wirkt, was kann es da Besseres geben!

Diese eigene Überzeugung verleiht mir die Kraft, dass ich meinen Patienten immer eine kleine Einführung zum Qigong mit Erläuterung der Funktionskreise, schon im Erstgespräch, vermittele.

Die Bedeutung unserer „MITTE“ steht für mich am Anfang aller Erläuterungen. Hier nun einige Sachverhalte aus der TCM Praxis, die ich versuche nahe zu bringen:

Mit Qigong werden die oo. lienalis und stomachi, unsere „MITTE“, vielseitig gestärkt. Und gerade durch diese Regulierung und dem Zusammenhang mit den Alterungsprozessen und Veränderungen wird eine Harmonisierung hergestellt.

Qigong wirkt auf die sogenannten Schätze: auf das Qi (wird immer dann angewendet, wenn von einer aktiven, sich aktuell manifestierenden und gerichteten Lebensenergie die Rede ist),

Jing (das Struktivpotential, bildet das energetische Fundament des Lebens) und

Shen (die sogenannte konstellierende Kraft, bestimmt mit ihrer aktiven Kraft die äußere Erscheinung und das Bewusstsein).  

Es steht als eine einzigartige Methode, die die Körperkraft und den Geist stärkt, viel zu oft am Rand, in unserer westlichen Welt.

Mit eigenen Augen durfte ich in China im Jahr 2019 die Tradition, die ich mit meinen Bildern stütze, der täglichen und zur Gewohnheit gewordenen Übungen des Qigong, erleben. Es verging kein Tag an dem nicht in den Parkanlagen und in den Hallen der Universitätsklinik in Chengdu geübt wurde. (siehe dazu meine eigenen Fotographien) Meist wurde in Gruppen geübt. Allerdings wurden auch ganz selbstverständlich alleine einige Abfolgen trainiert.

2. Bedeutung der sogenannten Mitte und Qigong:

Nachfolgend soll ein kleiner Einblick in das umfassende Wissen dieser Säule der TCM, anhand von Übungsbeschreibungen gegeben werden. Mit den Qigong–Übungen kann man auf die Aufgabe der Mitte wirken, indem die Übungen stärkend und dynamisierend ausgeführt werden, da dann Wärme entsteht, die dann die ggf. entstandene Feuchtigkeit, humor umwandeln kann. Zum Beispiel die
Kranich-Übung, die das Emporheben des Qi lienale bewirken kann. Stets kommt es aber darauf an, dass man auf die Verbindung von mittleren und unteren Dantian achten sollte. Dabei hilft die Vorstellungskraft, Yi.

Ebenso sind es die „Acht-Brokat-Übungen“. Sie stellen, insbesondere die dritte Form, eine Stütze und Harmonisierung für unsere Mitte dar, indem wir einen Arm heben, um den FK Milz und Magen zu beeinflussen. Die Übung der „Sechs Laute“ verinnerlicht für mich den Synergismus der Funktionskreise, welche dann eine Betonung auf die nährenden und stützenden Aspekte ausübt. So spricht in diesem Zusammenhang der Laut xu den FK Leber an und der Laut hu unsere „Mitte“ sowie der Laut chuyu den FK Niere an. Es ergibt sich daraus eine Anregung und Erwärmung der genannten Funktionskreise. Somit kann ihre Physiologie gestärkt werden.

Wichtig anzumerken ist, dass ich meinen Patienten persönliche Übungszettel (plus Fremdworterklärung) aushändige mit dem Wunsch ein Wohlergehen zu erlangen. Anschließend üben wir nach einem kurzen Klärungsgespräch gemeinsam eins zu eins oder auch eins zu zwei (zwei - bedeutet-Ehepaare/Lebensgemeinschaft) in der jetzigen Pandemie.

Verinnerlichen sollte man, dass jede Übung einen therapeutischen Ansatz mit einer entsprechenden Indikation verfolgt.

3. Warum ist mir Qigong – eine Säule der TCM, speziell so wichtig:

Durch die Übungen kommt es zur Harmonisierung. Ist das zu simpel? Das ist zu mindestens ein Ziel. Aber nach einem ausführlichen TCM-Erstgespräch, wie bereits etwas beschrieben, ist es ganz klar eine Bereicherung für jeden Patienten!

Nach dieser Phase des Kennenlernens folgt dann: der Wasserfall „das Qi wecken“; was ist das Qi eigentlich, fragen dann viele Patienten oder ich erkläre es halt gleich von mir aus. So fange ich meistens an. Es gibt aber auch Patienten mit denen ich erst Klopfübungen gemeinsam praktiziere. Viele Patienten entwickeln in der heutigen und oft terminüberladenen Zeit eine gewisse Disharmonie könnte ich auch sagen verbunden mit Schlafstörungen und sie funktionieren im täglichen Rhythmus ohne vernünftige Bewegung im wahrsten Sinne.

Zum Beispiel werden die Klopfübungen an Dumai F26 „Punkt der Gürtelleitbahn“ und Fengshi F31 „Marktplatz der Winde“ nach einem Arbeitstag mit vielen Anspannungen gerne ins Leben integriert. Die Rückmeldungen von den Patienten zeigen mir, dass sie froh sind, selbst ein Mittel zu haben, für eine spürbare Harmonisierung zu sorgen. Sie haben eine kleine Übung mit großer Wirkung. Das fasziniert!

Yin steht für Ruhe und entspricht dem Älterwerden. Yang hingegen steht für Bewegung und wird oft mit der Jugend assoziiert. Aber wiederum Yin ist die Wurzel des Yang. Deshalb ist die Vorstellungskraft, welche Halt, Bewegung, Verwurzelung und Leichtigkeit impliziert von größter Wichtigkeit. Somit kann eine Lebendigkeit, ein „Fließen“ erreicht werden, was eine mögliche Erwärmung zur Folge hat. Dies alles kann über die Vorstellungskraft Yi erreicht werden. In vielfältiger Weise entsteht ein körperliches und seelisches Wohlbefinden.

Allgemein werden in China die „Übungen in Bewegung“ bei fast allen chronischen Krankheiten als zusätzliche Therapie eingesetzt, vor allem bei Erkrankungen des Verdauungstraktes, der Atemwege, bei neurologischen Krankheiten sowie bei Herz- Kreislauf und Gelenkbeschwerden.

 

Ein wunderbares Symbol stellt der Kranich dar. Er steht in China für Langlebigkeit, Friedfertigkeit und Reinheit. Was kann es da schöneres geben, als diese Kraft der Symbolik bei allen Übungen einfließen zu lassen, um unsere Mittenfunktion zu regulieren?

Übungen dazu (Ausgewogenheit zwischen steigenden und sinkenden Elementen) lassen sich auf Abbildungen aus dem Dauyintu, Mawangdui,168 v. Christus nachweisen.

Natürlich erwähne ich auch sehr gerne das Gedicht von Jiao Guorui.

Es lautet: „Vom Himmel und Erde lass dich zu allen Zeiten geleiten.Lass Yin und Yang dein Handel bereiten, begleiten. Das Dao als Bewegung und Ruhe. Sei in all Deinen Sphären zugegen.Dann gelingt Dir das, was man nennt: „Das Leben nähren und pflegen“.“                                    

Der Körper ist das Gefäß für den ungehinderten Fluss des Qi. Die beste Atemmethode ist, den Atem zu vergessen.

 

Dieser Sachverhalt beeindruckt meine Patienten tief. Einer sagte daraufhin wörtlich: „Genau und das möchte ich unbedingt.“

Ein klassisches Zitat, welches ich oftmals mit einbeziehe besagt:

„Frage: In welchem Zeitraum liegt das Geschick des Menschen?...

Antwort: Zwischen Aus-und Einatmung.

Erwiderung: Gut, das würde ich als Dao bezeichnen.“

(„Erklärungen des Echten“, Zhen`gao 6/6b)

 

Bei allen Übungen spielen Ruhe, Bewegung, Körperhaltung, Atmung und geistige Aktivität eine wichtige Rolle. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass im QIGONG die Atmung zunächst den Impuls gibt, um das innere Qi rhythmisch in den Leitbahnen zu verteilen oder es in bestimmten Kreisläufen zirkulieren zu lassen.

Dantian-Zinnoberfeld-Elixierfeld sind Orte, an denen man die Vorstellungskraft (yi) bewahren und das Qi sammeln kann.

 

4. Schritt für Schritt üben, welch eine Bedeutung!

 

Zunächst lege ich auf die Grundhaltung und auf den „Drei-Kreise-Stand“ viel Wert. Im Anschluss daran folgt dann „Stehen wie eine Kiefer“.

Die Übungen des Kranich Qigong beginnen schließlich immer mit dem Drei-Kreise-Stand.

Diese einfache Übung, äußerlich, kann Entspannung, Ruhe und Zentrierung fördern, die Wahrnehmung für körperliche Zustände verfeinern sowie die Festigkeit nach unten stärken. Zugleich wird die Atmung reguliert und vertieft. 

   

5. Aspekte der Kranich-Übung:

Die erste Form beim Kranich ist ja „das Flügel öffnen“. Diese harmonische Bewegung bedeutet, dass die Atmung natürlich und gleichmäßig fließen kann und durch diese entspannende Wirkung Beschwerden im Schulter - und Nackenbereich erleichtert werden können. Des Weiteren kann die Übung dazu beitragen, Stagnationen auch im emotionalen Bereich zu lösen.

Die zweite Form „die Flügel entfalten“; hier geht es ja darum durch die Entspannung, die Ruhe und durch die Zentrierung, eine Regeneration und einen Kräfteaufbau zu fördern. Die Atmung wird reguliert und vertieft. Durch die öffnenden und schließenden Armbewegungen können die Beziehungen zwischen außen und innen geübt werden.

 

Die dritte Form beim Kranich „die Flügel ausbreiten“; hier geht es um das Steigen und Sinken, das heißt, dass sich durch die Betonung der anhebenden Elemente das Yang des Funktionskreises Niere nach oben entfalten kann und durch die Anregung der ersten beiden Akupunkturpunkte der Lungenleitbahn (der „Versammlungshalle der Mitte“ und durch das „Tor der Wolken“) kann die absenkende Bewegung das Qi des Funktionskreises Lunge fördern. 

Damit kann sich etwas Positives für jeden Patienten entwickeln/entfalten. Deshalb ist diese Übung besonders geeignet bei Kurzatmigkeit, bei Völlegefühl, bronchialer Verschleimung und asthmatischen Beschwerden.  Weitere Indikationen können Schmerzen in Schultern oder Armen sowie geistiger Ermüdung sein.

Das „um sich blicken“; die vierte Form beim Kranich.  Dabei braucht man nicht besonders auf den Atem zu achten. Man kann ihn aber auch bewusst mit der Bewegung abstimmen. Beim Verlagern des Gewichtes atmet man ein und beim Drehen des Kopfes atmet man aus.

Bei der fünften Form des Kranichs „das Fliegen“ erscheint es mir immer bedeutungsvoll, auf die Vorstellungskraft einzugehen. Man sollte sich tatsächlich vorstellen, über eine wunderbare Landschaft, frei wie ein eleganter Kranich zu fliegen.

Die Aufmerksamkeit sollte im unteren Dantian gesammelt werden und in den Wurzeln, das heißt im Bereich von R 1 (Niere 1, die „empor sprudelnde Quelle“).

 “Das Aufpicken“ ist die sechste Form beim Kranich. Bei dieser Übung ist für den beschriebenen Patienten hervorzuheben, dass darauf zu achten ist, dass gut ausgeatmet wird, wenn der Oberkörper nach unten gebeugt ist.

 

Die siebente Form vom Kranich ist das “Kranichgehen“. Hier entwickeln sich alle Bewegungen auf der Basis der Festigkeit in der unteren Körperhälfte. Also von unten nach oben.  Wir schreiten aufrecht und leicht, wie eine „Majestät“. Die Übung wirkt umfassend auf alle Leitbahnen, in dem sie das Qi über die „ausgebreiteten Flügel“ und die Extremitäten leitet. Das Bewahren der Vorstellungskraft (Yi) im unteren Dantian hat dabei eine allgemein stärkende Wirkung.

 

Die achte Form“ glücklich zur Ruhe gelangen“ lässt die Atmung natürlich und gleichmäßig werden. Sie passt sich dem Öffnen und Schließen der Bewegung an, wobei hier die schließenden Elemente überwiegen. Die achte Übung ist gleichsam eine Zusammenfassung der vorangegangenen Übungen. Es geht darum, den Übungsstand wahrzunehmen, in dem geistige Ruhe und die innere harmonische Qi Bewegung verbunden sind. Die Atmung reguliert sich und vertieft sich. Diese Entwicklung ist für den beschriebenen Patienten entscheidend.

 

Zusammenfassung:

Wenn wir die Anwendungsgebiete des Qigong berücksichtigen, die sich bereits in der westlichen Welt bewährt haben, so ist es nur folgerichtig, diese Säule der TCM als eine Haupttherapie neben der Akupunktur, Phytotherapie, Diätetik und auch der chinesischen manuellen Therapie - Tuina, zu begreifen. Alleine die Möglichkeit, dem Patienten einzelne Übungssequenzen „in die Hand geben“ zu können, im wahrsten Sinne, so dass jeder Patient selbst, eben für sich, in den eigenen vier Wänden etwas üben kann, was dem Körper guttut, ist eine unglaublich positive Erfahrung für mich. Die Patienten erfahren durch das gemeinsame Üben eine Kraftschöpfung und eine neue Fähigkeit für sich selbst.  Sie können dann darüber bestimmen, wann sie „ihre Übungen“ in ihren Alltag einplanen. Selbstverständlich möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass gerade Übungen zu therapeutischen Zwecken immer eine Anleitung durch qualifizierte Lehrer erforderlich macht. In unserer Zeit geht es häufig darum, Gesundheit zu erhalten und oft genug suchen Patienten nach einer diesbezüglichen Bereicherung für ihr eigenes Leben. Diesen Anspruch erfüllt Qigong für mich.

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